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Machen „Geduld und Abwarten“ Ihr Unternehmen wirklich erfolgreicher?

Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor einer kritischen Entscheidung für Ihr Unternehmen. Ihre Wettbewerber sind bereits aktiv, die Branche erwartet schnelle Anpassungen, und Ihre Mitarbeiter fragen ständig nach einer Lösung.
Aber was wäre, wenn gerade in dieser hektischen Situation das strategische Nicht-Handeln die beste Wahl wäre?

Das mag erst einmal unlogisch klingen. Fakt ist aber: Die erfolgreichsten Unternehmer der Welt schwören darauf. Und: Ich habe als Geschäftsführer die Kraft dieses Ansatzes selbst erlebt – und zwar mit einem Ergebnis, das nachhaltiger war als jede schnelle Entscheidung.

Geduld als Game Changer

Vor einigen Jahren stand unser Unternehmen an einem Wendepunkt. Die IT-Landschaft war im Wandel, und der Druck, rasch eine umfassende neue Strategie zu entwickeln, war enorm. Unsere bisherigen Lösungen galten plötzlich als überholt, die Mitarbeiter erwarteten eine klare Richtung, und das Management-Team drängte auf schnelle Entscheidungen, um uns zukunftssicher aufzustellen. Ich spürte den Drang, sofort zu handeln, alles anzugehen und schnelle Lösungen zu finden. Doch nach reiflicher Überlegung entschied ich mich bewusst gegen den Impuls des schnellen Handelns.

Statt sofort eine Lösung zu verkünden, ging ich in die Beobachtung. Mein Team und ich analysierten nicht nur, was unser Unternehmen jetzt benötigte, sondern auch, wie die Bedürfnisse und Technologien sich in den nächsten fünf Jahren verändern könnten. Wir ließen uns Zeit, sammelten Informationen, ließen die ersten Impulse bewusst vorbeiziehen und beobachteten die Entwicklung der IT-Landschaft.

Das Ergebnis? Die Strategie, die wir schließlich umsetzten, hatte Bestand und stärkte uns langfristig – und das in einer Weise, die ohne dieses bewusste Abwarten und genaue Beobachten kaum möglich gewesen wäre. Diese Erfahrung hat mich gelehrt, dass geduldiges, ruhiges Handeln oft die Grundlage für echte, nachhaltige Entscheidungen ist.

Friebes Stein-Strategie: Der Wert des strategischen Abwartens

Holm Friebe nennt diese Haltung in seinem Buch Die Stein-Strategie „die Kunst des Nicht-Handelns“. Friebe zeigt, dass Geduld und das bewusste Abwarten mächtige Werkzeuge sein können, besonders in einer Welt, die von hektischem Aktionismus und sofortiger Anpassung lebt.

Das Prinzip der strategischen Geduld wird – wie ich eingangs schon sagte – von den ganz Großen unserer Zeit in der Praxis angewendet:

Warren Buffett: Der legendäre Investor Warren Buffett wird oft als das „Orakel von Omaha“ bezeichnet, weil er strategisch geduldig ist und sich von kurzfristigen Marktschwankungen nicht beeinflussen lässt. Buffett investiert ausschließlich, wenn er langfristiges Potenzial in einem Unternehmen erkennt, auch wenn dies bedeutet, dass er manchmal jahrelang auf die richtige Gelegenheit wartet. Diese Fähigkeit, Chancen geduldig abzuwarten, anstatt dem schnellen Profit hinterherzujagen, hat ihm über Jahrzehnte beständige Erfolge und stabile Renditen eingebracht. Für Buffett zählt nicht der kurzfristige Hype, sondern der nachhaltige Wert eines Unternehmens, der sich über die Zeit entfaltet.



Jeff Bezos: Der Gründer von Amazon, Jeff Bezos, verfolgte von Anfang an die Vision des „Everything Store“ und war bereit, jahrelang Verluste zu akzeptieren, um das Unternehmen langfristig zum Marktführer auszubauen. Trotz des enormen Drucks von Investoren, kurzfristige Gewinne zu erzielen, betonte Bezos immer wieder die Wichtigkeit von Geduld und langfristigem Denken. In seinen jährlichen Briefen an die Aktionäre erklärte er, dass Amazon auf langfristigen Wertzuwachs und Kundenbindung ausgerichtet sei und er Gewinne lieber in die Weiterentwicklung des Unternehmens und in innovative Kundenlösungen reinvestiere. Diese strategische Geduld ermöglichte es Bezos, das Unternehmen Stück für Stück zu einem der wertvollsten und erfolgreichsten Konzerne weltweit zu entwickeln.

Steve Jobs: Auch Apple-Gründer Steve Jobs nutzte strategische Geduld als ein zentrales Element seines Erfolgs. Statt neue Technologien überstürzt auf den Markt zu bringen, wartete Jobs darauf, dass Produkte wie das iPhone und das iPad das gewünschte Entwicklungsniveau erreichten und das perfekte Timing für die Markteinführung gegeben war. Er war überzeugt, dass geduldiges Warten, bis ein Produkt wirklich marktreif war, Apples Erfolg langfristig sichern würde. So gelang es Jobs, Innovationen zur rechten Zeit auf den Markt zu bringen, die die Branche nachhaltig veränderten und Apple als Innovationsführer positionierten. Diese Geduld, gepaart mit seiner Perfektionslust, machte ihn zu einer prägenden Figur in der Welt der Technologie und sicherte Apple eine unübertroffene Marktstellung.

Diese Beispiele zeigen, dass geduldiges Abwarten und strategisches Zögern oft klüger sind, als auf jeden Reiz sofort zu reagieren.

Drei konkrete Schritte, um Geduld und Ruhe strategisch einzusetzen

Wie aber können Sie als Geschäftsführer diese Prinzipien konkret in Ihrem Arbeitsalltag umsetzen? Hier sind drei bewährte Ansätze, die Ihnen helfen können, in Ihrer Unternehmensführung Ruhe und Geduld als strategische Elemente zu nutzen:

1. Aktives Beobachten statt sofortigen Handelns

Nutzen Sie Phasen des „aktiven Beobachtens“, um Veränderungen in Ihrem Unternehmen oder Marktumfeld zu analysieren, ohne sofort Entscheidungen zu treffen. Halten Sie und Ihr Team regelmäßig „Reflexionsmeetings“ ab, in denen Sie neue Entwicklungen und Daten kritisch, aber gelassen betrachten. Oft ergeben sich aus dieser Abwarte-Strategie entscheidende neue Erkenntnisse.

2. Bewusste Entscheidungspausen einlegen

Setzen Sie sich selbst klare Pausen, bevor Sie wichtige Entscheidungen treffen. Stellen Sie sich folgende Fragen: Welche langfristigen Konsequenzen könnten aus dieser Entscheidung erwachsen? Könnten Veränderungen von außen das aktuelle Bild verändern? Diese Pausen sind wertvolle Zeit, in der Sie reflektieren und alternative Lösungswege entdecken können.

3. Die Kunst des „strategischen Neins“

Nicht jede Chance ist für Ihr Unternehmen die richtige. Manchmal bedeutet Geduld, bewusst auf Optionen zu verzichten, die zu früh kommen oder nicht zur strategischen Ausrichtung passen. Trainieren Sie sich und Ihr Team darin, klar „Nein“ zu sagen, wenn der Zeitpunkt nicht reif ist. Ein bewusster Verzicht kann Freiraum schaffen und die Qualität der umgesetzten Entscheidungen verbessern.

Geduld und Ruhe als nachhaltige Führungsstrategie

Geduld und Gelassenheit sind in unserer schnelllebigen Geschäftswelt seltene, aber kraftvolle Tugenden. Indem Sie sich bewusst dafür entscheiden, nicht auf jedes Ereignis sofort zu reagieren, gewinnen Sie einen strategischen Vorteil. Die „Stein-Strategie“ lehrt uns, dass die besten Entscheidungen oft jene sind, die mit Bedacht und Ruhe getroffen werden – nicht in Eile.

Wenn Sie diese Prinzipien in Ihren Führungsalltag integrieren, schaffen Sie nicht nur stressfreie Entscheidungen, sondern auch ein stabiles Umfeld für Ihr Team.

Denn letztlich ist Stress kein Zeichen von Einsatz, sondern von Kontrollverlust. Bleiben Sie ruhig – Ihr Unternehmen wird es Ihnen langfristig danken.

Ausblick: Wann ist Zeit zum Handeln?

Geduld und Gelassenheit sind mächtige Werkzeuge. Doch in der Unternehmensführung reicht Geduld allein nicht aus; genauso entscheidend ist die Fähigkeit, den richtigen Moment für entschlossenes Handeln zu erkennen. Wann ist der richtige Zeitpunkt, um aktiv zu werden und eine Weichenstellung vorzunehmen, die entscheidende Vorteile bringt?

Im nächsten Beitrag erkläre ich Ihnen, wie Sie den perfekten Moment zum Handeln erkennen und wie Sie aus strategischer Geduld zielgerichtetes Handeln entwickeln können.